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Blick vom Castelo de São Jorge auf Altstadt und Meer

Blick vom Castelo de São Jorge auf Altstadt und Meer

Abschalten & entspannen zu jeder Jahreszeit

Romantisches Lissabon


Die portugiesische Hauptstadt ist längst kein Geheimtipp mehr. Denn obwohl Lissabon keine Millionenstadt ist - mit seinen 545.000 Einwohnern leben hier etwas weniger Menschen als in Leipzig oder Dresden - bietet die Metropole ein überraschend breites touristisches Spektrum. Dass die Preise in der westlichsten Hauptstadt Europas vergleichsweise moderat sind, macht den Besuch sicher noch angenehmer.
Bereits die Phönizier wussten den Mündungstrichter des Tejo in den Atlantik als Handelshafen zu schätzen. Heute breitet sich die Stadt kilometerlang über steile Hügel und tiefe Täler längs der glitzernden Mar de Palha aus. Die Weiße Stadt - Cidade Branca - wird in der Abendsonne in ein mattes Pastell getaucht, wohl die schönste Stimmung überhaupt. Bei näherer Betrachtung erkennt der Besucher dann, dass Lissabons Blütezeit schon etwas her ist. Genauer gesagt ein halbes Jahrtausend: Um 1500 löschten jährlich zweitausend Schiffe aus Indien, Südamerika und Asien ihre kostbare Ladung in den Hafenanlagen am Tejo. Lissabon galt damals als reichste europäische Stadt!
Richtig alt ist die östlich des Stadtzentrums gelegene Alfama mit steinernen Resten aus der Römer- und der Maurenzeit. Bekrönt wird der Stadtteil durch das maurische Castelo de São Jorge. Die Burganlage mit ihren Türmen und Gräben bietet als Aussichtsplattform einen überwältigenden Blick über Lissabon. Der bröckelnde Putz beidseits der achterbahnähnlichen Straßenbahnlinie 28E mag sinnbildlich für die lange Geschichte stehen. Im Unterschied zum Rest der Stadt überstand Alfama das fürchterliche Erdbeben von 1755 nahezu unbeschadet. Auf dem Weg könnt ihr vom Lokal Chapitô aus ab Mittag bis nach Mitternacht die tolle Aussicht, gepaart mit Landesküche und Getränken, genießen.
Den Wiederaufbau nach dem Erdbeben führte mit Marquês de Pombal ein fähiger Staatsmann. Nach damals modernsten Leitlinien ließ er die Unterstadt - Cidade Baixa - mit einem rasterförmigen Grundriss und repräsentativen Bauten errichten. Sie bildet heute das Banken- und Einkaufsviertel, wobei der Rossio als das eigentliche Herz der Stadt gilt. Heute schlürfen hier Bankmitarbeiter oder Touristen entspannt ihren Kaffee. In früheren Jahrhunderten war der Rossio Schauplatz von Ketzerverbrennungen und Stierkämpfen.

Arco da Rua Augusta

Arco da Rua Augusta

Auf steilen Straßen schlängelt sich die Straßenbahn durch den historischen Stadtteil Alfama

Auf steilen Straßen schlängelt sich die Straßenbahn durch den historischen Stadtteil Alfama

Blick vom Garten de São Pedro de Alcântara auf das Castelo de São Jorge

Blick vom Garten de São Pedro de Alcântara auf das Castelo de São Jorge


Westlich der Baixa geht es wieder steil nach oben: Der in prächtigem Jugendstil gehaltene Aufzug Elevador de Santa Justa aus dem Jahr 1902 erspart uns den schweißtreibenden Aufstieg zum Bairro Alto. Alternativen sind die historischen Standseilbahnen Elevador da Glória und Elevador da Bica. In der Oberstadt empfängt uns die Ruine der gotischen Carmo-Kirche als letztes Überbleibsel des Erdbebens und, was Wunder, einmal mehr ein toller Ausblick. Das Bairro Alto ist vielleicht das touristischste Viertel der Stadt und dabei doch so bodenständig. Im dichten Gewirr der geschwungenen Gassen könnt ihr in kleinen, vergleichsweise preiswerten Pensionen schlafen. Im Lisbon Amazing Hostel zum Beispiel ist die Übernachtung etwa ab 20 Euro zu buchen. Tagsüber ist das Bairro Alto eher verschlafen. Das ist allerdings auch die Zeit, in der ihr im Hostel Schlaf findet. Und ehrlich gesagt, bei Lichte gesehen wirken die Häuser beidseits der Kopfsteinpflasterstraßen auch recht in die Jahre gekommen, zudem gilt das Viertel - nicht von allen begrüßt - als Mekka der Graffitikünstler. Später hingegen tränkt die Abendsonne die Gassen in ein romantisches Licht und das Bairro erwacht. Zeit für ein gutes Abendessen! An der Travessa do Sequeiro empfängt das Familienlokal Toma lá dá cá mit leckeren Fischspeisen. Von außen unauffällig, ist es nicht immer einfach, einen Tisch zu ergattern.
Wer es nicht kennt - dem Gast werden zur Begrüßung verschiedene Kleinigkeiten auf den Tisch gesetzt. Es gilt: Wer etwas davon probiert, zahlt. Ansonsten gehen die Happen einfach wieder zurück in die Küche. Für Freunde des Tintenfischs bietet sich das Restaurante Zapata Rua Poço dos Negros an. Neben Tentakeln werden hier aber auch gute Steaks gegrillt. Im Verlauf der Nacht tönt aus den zahlreichen Fado-Lokalen tränenseliger Weltschmerz-Blues, und im Getümmel der Gassen entwickelt sich echte Karnevalstimmung.

Die Brücke des 25. April verbindet Lissabon mit Almada im Süden

Die Brücke des 25. April verbindet Lissabon mit Almada im Süden

Museum MAAT

Museum MAAT

Nostalgisch verpackte Sardinen als perfektes Mitbringsel für Touristen

Nostalgisch verpackte Sardinen als perfektes Mitbringsel für Touristen

Straßenmusikerin

Straßenmusikerin


Unterhalb des Bairro Alto schließt sich das mondäne Chiado an. Prachtvolle Fassaden der Belle Époque säumen den heutigen Shoppingdistrikt. Neben noblen Geschäften und dem Traditionscafé A Brasileira wartet das Quartier mit der Oper São Carlos, ehrwürdigen Buchhandlungen und dem Museu do Chiado auf. Unten in der Baixa angekommen, empfängt uns die Reiterstatue Josés I. an der prachtvollen Praça do Comércio, zu Deutsch Handelsplatz. Wir steigen in die Straßenbahnlinie 15E und fahren längs des Ufers des Tejo nach Bélem. In dem Vorort beeindrucken mit dem Kloster der Hieronymiten und dem Torre de Bélem zwei herausragende Baudenkmale aus der Zeit vor dem Erdbeben von 1755. An dieser Stelle empfing König Manuel I. im September 1499 den Seefahrer Vasco da Gama nach dessen glücklicher Entdeckung des Seewegs nach Indien.
Das märchenhafte Tor von Belém aus dem frühen 16. Jahrhundert gehört heute zu den Wahrzeichen von Lissabon. Es bewachte einst den Hafen der Stadt, erst das Erdbeben von 1755 veränderte den Lauf des Tejos mit einer Flutwelle. Heute steht der Torre am Nordufer und ist durch eine Sandbank mit dem Festland verbunden. Zwei Attraktionen bietet das Konditorei-Café Confeitaría de Belém: Hier wurde 1834 das Gebäck köstliche pastéis de nata kreiert. Die vielen Säle dieser altportugiesischen Institution wissen beim Besuch auch mit ihren prachtvollen Azulejos, das sind bunt bemalte Keramikfliesen, zu beeindrucken.
Von Belém aus bringt uns der Zug über Estoril nach Cascais. Herrliche Strände und Felsbuchten flankieren die Trichtermündung des Tejo zum Atlantik. Das milde Klima und die warmen Quellen zogen schon im 18. Jahrhundert wohlhabende Hauptstädter in den Kurort Estoril. Noble alte Villen und mondäne Hotels erinnern an diese Zeit. An der Bar des Luxushotels Palácio trafen sich während des Zweiten Weltkriegs faschistische mit alliierten Geheimagenten, während nebenan jüdische Emigraten die Kosten ihres Aufenthalts mit den Familienjuwelen beglichen. Heute vertreibt sich der Geldadel in Estoril die Zeit im größten Spielcasino der Iberischen Halbinsel. Wer redet denn von Krise?

Turm von Belém - ein paar Kilometer westlich vom Stadtzentrum

Turm von Belém - ein paar Kilometer westlich vom Stadtzentrum

Unzählige Restaurants säumen die Treppen der Altstadt

Unzählige Restaurants säumen die Treppen der Altstadt

Der Aufzug Da Gloria verbindet die Innenstadt mit dem Garten de São Pedro de Alcântara auf den Hügeln

Der Aufzug Da Gloria verbindet die Innenstadt mit dem Garten de São Pedro de Alcântara auf den Hügeln


Über die Strandpromenade ist wenige Kilometer weiter westlich der einstige Fischerort Cascais zu erreichen. Die Zitadelle thront über der Stadt, der Weg dahin ist von hübschen Villen und Palästen gesäumt. Noch heute verlassen frühmorgens die kleinen Fischerboote den Hafen und in den Restaurants kommen gute Fischgerichte zu allerdings happigen Preisen auf den Tisch. Die kleine Altstadt von Cascais mit ihrer Fußgängerzone wird von den vielen Besuchern belebt. Nordwestlich lohnt der Ausflug zum felsigen Cabo da Roca, dem europäischen Westkap, mit den schönsten Sonnenuntergängen ever. Einige Kilometer ins Landesinnere hinein befindet sich Sintra, die sehenswerte Sommerresidenz der portugiesischen Könige.
Vom Lissaboner Zentrum in die Gegenrichtung nach Nordosten verschlug es in der Vergangenheit kaum einen Besucher. Bis Anfang der 1990er Jahre breiteten sich am Tejoufer entlang alte Fabriken und eine abgewrackte Ölraffinerie aus. In Vorbereitung der Expo 1998 wurde das heruntergekommene Stadtviertel völlig umgekrempelt. Wir erreichen das Gelände mit der Flughafenmetro Vermelha an der Station Oriente. Bevor wir den Untergrund verlassen, erfreuen wir uns an den Mosaiken von Friedensreich Hundertwasser oder Arthur Boyd. Im früheren Eingangsgebäude der Expo befindet sich ein unvermeidliches Einkaufszentrum. Im anschließenden Pavilhão Atlântico der Expo, der die Form einer Muschel hat, werden heute Konzerte veranstaltet.
Vom Torre de Vasco da Gama verläuft am Tejoufers die Seilbahn zum Ozeanarium im Park der Nationen. Die Einrichtung rühmt sich damit, das größte Indoor-Aquarium Europas zu sein. Thema der Expo war: "Die Ozeane: ein Erbe für die Zukunft." Normalbesucher müssen dafür 18 Euro hinlegen, Kinder und Senioren zahlen zwölf Euro. Etwas günstigere Preise werden bei der Vorab- Buchung im Internet angeboten. Absolut sehenswert sind zweifellos die Rochen und Haie, Mondfische sowie der Schwarm von Thunfischen. In den vier verschiedenen Ecken des Ozeanariums werden unterschiedliche Weltregionen vorgestellt. Die Pinguine erfreuen sich an einem künstlichen Gletscher.
Andernorts verkommen Ausstellungsgelände nach dem Abschluss der Expo zu verwahrlosten Ruinen oder mutieren zu absoluten Luxusquartieren. Lissabon schaffte den Spagat: Das Expogelände ist heute beliebt bei Bewohnern und Besuchern der Stadt.


Wort: Uwe Schieferdecker / Bild: Torsten Reineck


Das Archäologiemuseum fasziniert mit seinen einzigartigen Gemäuern

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Morbider Charme hinter glänzenden Fassaden

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Sonnenuntergang in Santa Catarina im Westen der portugiesischen Hauptstadt

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