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Blick über die Altstadt von Siena mit seiner Kathedrale

Blick über die Altstadt von Siena mit seiner Kathedrale

Siena und Pisa entdecken

Verträumte Toskana


Wenige Regionen verzaubern den Besucher heute so wie die Toskana: Die harmonische Landschaft, mittelalterliche Städte, Weinreben und geheimnisvolle Paläste. Flüge nach Pisa sind vergleichsweise günstig, aber auch Zug, Flixbus oder Auto bringen uns in die Toskana.
Das Landschaftsbild der Toskana hat sich in den vergangenen Jahrhunderten kaum verändert, wohl aber die Wahrnehmung: Der englische Literat Charles Dickens geißelte die Region 1844 als "sehr öde Gegend". Selbst Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seinen Erinnerungen, dass er nach Florenz so schnell herein wie wieder heraus geeilt wäre.
Unser heutiges Bild der Toskana bestimmt die Chianti-Region mit ihren sanften Hügeln, den Olivenhainen und malerischen Gehöften. Auf der Fahrt von Florenz Richtung Siena wissen die herrlichen Panoramen und ausgedehnten Pinienwälder zu überraschen. Seit dem Mittelalter wird hier Rebensaft produziert. Markenzeichen des Chianti classico ist seit 1924 der schwarze Hahn auf goldenem Grund. Südlich von Siena wandelt sich das Gelände hin zu aschfahlen Hügeln, gekrönt vom Vulkankegel des Monte Amiata. Der Natur dort fehlt der liebliche Charakter, dafür sind die rauen Landstriche ohne die Konkurrenz der touristischen Massen zu erleben.
Im bevorstehenden Winter fallen die Temperaturen nur in den Hochlagen unter den Gefrierpunkt. Aber auch diese Jahreszeit kann mit Schönwetterperioden gefallen. Die kühlere Saison hat zudem den Vorteil, dass Städte wie Pisa und Siena dann wesentlich ungestörter besichtigt werden können. Freunde der Sprache wissen, hier wird das beste Italienisch gesprochen: Schon der Abenteurer Giacomo Casanova lobte Siena für sein feines, reiches, liebliches und kraftvolles Idiom.

Die Kathedrale Duomo di Siena im Spiel der Sonnenstrahlen

Die Kathedrale Duomo di ...

Beschauliche Gemütlichkeit an der Piazza Vittorio Emanuele II im Herzen der Stadt

Beschauliche Gemütlichkeit ...

Domplatz in Pisa mit seinem markanten Wahrzeichen, dem Schiefen Turm

Domplatz in Pisa mit seinem ...

Idyllisches Gassengewirr der Altstadt von Siena

Idyllisches Gassengewirr ...


Kenner preisen das mittelalterliche Kleinod als "schönste Stadt im ganzen Land": In Siena hat sich ein intaktes Stadtbild, von den Bewohnern immer gepflegt, seit der Gotik über Jahrhunderte bewahrt. Vom ersten Moment an fühle ich mich in eine Filmkulisse versetzt. Die muschelförmige Piazza del Campo am Schnittpunkt der drei Hügel der Stadt bezeichnen Italienkenner gern als den schönsten Platz der Welt. Dieses "Wohnzimmer" der Stadt ist kein Geheimtipp. Die umstehenden Palazzi aus Backstein und weißem Travertin bei einem Cappuccino auf sich wirken zu lassen, lasse ich mir dennoch nicht entgehen.
Am Platz öffnet sich von der Torre del Mangía des terrakottafarbenen "Palazzo Pubblico" ein herrlicher Blick über die Stadt. Ohne Fleiß kein Preis: Die 87 Meter Höhe lassen sich über 400 Stufen erklimmen, allemal besser im kühleren Winter als im Hochsommer! Empfehlenswert ist der Kauf eines Tickets am Morgen - für den letzten Slot vor dem Sonnenuntergang, einem unvergleichlichen Schauspiel! Sehr sehenswert sind auch die Fresken von Simone Martini im Hauptgeschoss des Rathauses.
Auf der Piazza del Campo finden alljährlich am 2. Juli und am 16. August irrwitzige Pferderennen statt, bei denen die Stadtviertel auf ungesattelten Tieren aufeinandertreffen. Es geht um Ehre und Tradition! Das eigentliche Rennen dauert zwar kaum zwei Minuten, das anschließende Fest mit Umzügen, Speisen und Musik zieht sich hingegen über Tage.
Wesentlich beschaulicher zeigt sich die angestrahlte Piazza del Campo nach Einbruch der Dunkelheit, wenn an der Fonte Gaia, dem Brunnen der Freude, das Wasser plätschert. Ein großes Plus - die Innenstadt ist seit 1956 (!) autofrei.
Am höchsten Punkt von Siena, einem 365 Meter hohen Hügel, entstand seit dem 12. Jahrhundert der Duomo Santa Maria dell' Assunta. Auch wenn die Bewohner daran scheiterten, die größte Kirche der Welt zu errichten - im Südosten erinnern Pfeiler und eine Fassade an die geplante Riesenkirche - der Sakralbau aus schwarzem und weißen Marmor weiß auch so zu begeistern. Das Meisterwerk der italienischen Gotik bietet kunstvolle Marmorintarsien, zahlreiche Meisterwerke von Malern und Bildhauern und die berühmte Dombibliothek. Tickets können vor Ort oder, wenn auch etwas teurer, online erworben werden.

Am Ufer des Arno in Pisas Altstadt

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Angelo Caduto, die Statue des gefallenen Engels, auf dem Domplatz in Pisa

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Der prachtvolle Palazzo Pubblico

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Die mittelalterliche Piazza Del Campo, Schauplatz des legendären jährlichen Pferderennens Palio

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Nach dieser erdrückenden Fülle an Geschichts- und Architekturdenkmalen genieße ich in Siena das "dolce vita". In den Restaurants und Bars tafeln die Bewohner gern in großen Gruppen, und das stundenlang. In Siena kommen Fleisch und Würste mit Estragon oder Wildschwein mit Rosinen und Pistazien auf den Tisch. Beim Wein muss es der Chianti classico aus der Region sein. Hinter dem Campo laden Gassen wie die Via di Cittá oder die Via dei Mantanini zum Shoppen ein. Die Schaufenster der Boutiquen, Schuhläden und Feinkostgeschäfte, nicht zu vergessen die Konditoreien, sind verführerisch. Die Traditions-Pasticceria Nannini betreibt Alessandro, früher ein bekannter italienischer Autorennfahrer. Er gewann 1989 den Großen Preis von Japan. Nicht nur für Rockfans ist der Name seiner Schwester, Gianna Nannini, ein Begriff.
In Siena kann man durchaus mehrere Tage verbringen, gefüllt mit ganz unterschiedlichen Eindrücken. Bei der Rückreise mit dem Flieger über Pisa lasse ich mir natürlich das berühmte Monument auf der sogenannten Wiese der Wunder nicht entgehen. Knapp vier Meter steht der Schiefe Turm aus dem Lot! Dem Kritiker der italienischen Ingenieurskunst sei gesagt, dass tut er nun schon seit vielen Jahrhunderten: Baubeginn war schließlich im Jahr 1173. Nach elfjährigen Sicherungsarbeiten kann der berühmte Turm seit 2001 wieder besichtigt werden. Das Unesco-Welterbe soll nun für die nächsten 300 Jahre in seiner Existenz gesichert sein. Der Turm war übrigens als Glockenturm des Doms von Pisa gedacht. Der Eintritt in den Sakralbau, der immerhin als Vorbild für Florenz und Siena gilt, ist kostenlos, wobei dennoch ein Ticket mit einem Zeitfenster gebucht werden muss.
Den letzten Abend vor dem Abflug verbringe ich am Ligurischen Meer, welches nur 13 Kilometer von Pisa entfernt ist. Der Fluss Arno mündet an der Marina di Pisa. Zum Abschied lasse ich mir den Sonnenuntergang nicht entgehen.

Wort: Uwe Schieferdecker / Bild: Torsten Reineck


Ländliche Toskana

Ländliche Toskana

Innenhof an der Piazza Del Campo

Innenhof an der Piazza Del Campo

Kathedrale von Siena

Kathedrale von Siena