eventim DE
Markusplatz mit Dogenpalast

Markusplatz mit Dogenpalast

Venedig zu jeder Jahreszeit

Spiel der Farben


Die Stadt der Liebenden erstreckt sich heute in der Art eines riesigen Freiluftmuseums über 150 Inseln. Bereits 1987 hatte die UNESCO Venedig zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt war vor einem halben Jahrtausend eine beherrschende See- und Handelsmacht. Verblieben sind prachtvolle Paläste und überbordende Schätze in Museen und Kirchen. Dieser Glanz wie auch die melancholische Ausstrahlung verblichener Schönheit übten über Jahrhunderte eine Faszination auf Generationen von Malern und Dichtern aus.
Das alles beherrschende Element von Venedig ist wohl das Wasser. Nehrungen trennen die Lagune von der eigentlichen Adria, über 400 Brücken queren die zahlreichen Kanäle. Eine berühmte unter ihnen ist die Seufzerbrücke: Ihre Geschichte ist allerdings weniger romantisch, trug sie doch Verurteilte der berüchtigten harten Rechtsprechung vergangener Jahrhunderte ins gegenüberliegende Gefängnis.

Allabendlich lässt die Flut am Markusplatz Titanic-Feeling aufkommen

Allabendlich lässt die Flut am Markusplatz Titanic-Feeling aufkommen

Kunstprojekt in der Kirche San Giorgio Maggiore

Kunstprojekt in der Kirche San Giorgio Maggiore

Markusplatz mit Campanile und Markusdom

Markusplatz mit Campanile und Markusdom


Bedroht anderswo der ausufernde Autoverkehr die historische Bausubstanz, ist es auf den autofreien Eilanden der steigende Meeresspiegel. Bilder von der überschwemmten Piazza San Marco gehen regelmäßig um die Welt. Mit gewagten gigantischen Projekten will Italien die langsam versinkende Lagunenstadt schützen. Doch abgesehen von der technischen Herausforderung verliert sich das bereitgestellte Geld immer wieder in dunklen Kanälen. Gemeint sind damit nicht die zahllosen Wasserläufe Venedigs, sondern die allgegenwärtigen Hände der Mafia.
Die weltberühmte marmorne Ponte di Rialto über den Canal Grande und der Markusplatz mit der gleichnamigen Basilika gelten als die Wahrzeichen der Stadt. Im neunten Jahrhundert stahlen venezianische Kaufleute die Gebeine des Evangelisten Marcus in Alexandria. Die sterblichen Überreste passierten - versteckt unter Schweinefleisch - die muslimischen Grenzposten und gelangten nach Venedig. Die inzwischen dritte Grabeskirche an dieser Stelle entstand im elften Jahrhundert: San Marco mutet mit ihren byzantinischen Kuppeln und Türmchen wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht an. Im halbdunklen Inneren nehmen goldgrundige Mosaiken aus dem Mittelalter den Besucher gefangen: Sie erzählen auf über 4.000 Quadratmetern Geschichten aus dem Alten Testament, der Himmelfahrt, und zeigen in der Chorkuppel den segnenden Christus.

Canal Grande mit Kirche Santa Maria della Salute

Canal Grande mit Kirche Santa Maria della Salute

Canal Grande

Canal Grande


Beherrscht wird der Markusplatz von der 99 Meter hohen Campanile. Die Glockenstube ist heute über einen Aufzug erreichbar und bietet eine herrliche Aussicht über die Stadt. Eigentlich stammt das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, wenn es nicht 1902 eingestürzt wäre. Eine Konstruktion aus Eisenbeton macht den 1912 eingeweihten Nachbau mit seinen Backsteinfronten und fünf Bronzeglocken wieder zum höchsten Bauwerk der Lagunenstadt. Neben der Campanile zieht die elegante Säulengalerie des Dogenpalastes die Blicke auf sich. Dieser Inbegriff der venezianischen Gotik war einmal die Residenz des Dogen, beherbergte aber gleichzeitig die Regierung, war Sitz der Justiz und der Polizei. Im Innenhof des Palazzos beeindruckt die Marmortreppe der Riesen. Die monumentale Krönungstreppe erhielt ihre Bezeichnung durch die beiden imposanten Statuen am oberen Treppenaufsatz. Die Sala del Maggior Consiglio nimmt fast den gesamten Südflügel des Dogenpalastes ein. Hinter dem Dogenthron schuf der berühmte Renaissancemaler Jacopo Tintoretto das knapp 25 Meter breite und 7,5 Meter hohe Ölgemälde "Paradies". Es zählt zu den größten seiner Art in der Welt.
Ein Meisterwerk des Renaissancearchitekten Andrea di Pietro della Gondola, genannt Palladio, ist die Kirche San Giorgio Maggiore auf der gleichnamigen kleinen Insel. Den äußeren Blickfang bildet der herrliche dreieckige Giebel mit den vier Säulen. Das Innere ist lichtdurchflutet. Neben dem Mönchschor und historischen Gemälden, darunter Tintorettos "Abendmahl", wissen zeitgenössische Kunstobjekte zu beeindrucken.

Salute auf der anderen Seite des Canale Grande lockt mit Beschaulichkeit und Charme

Salute auf der anderen Seite des Canale Grande lockt mit Beschaulichkeit und Charme

Vorgelagerte Insel San Giorgio Maggiore

Vorgelagerte Insel San Giorgio Maggiore


Wer Venedig im winterlichen Nebel oder Nieselregen kennenlernt, den nimmt die eigenwillige morbide Ausstrahlung der Lagunenstadt gefangen. Sinnbildlich für viele weitere Werke steht Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig". Filme wie Luchino Viscontis "Senso" (1953) oder Joseph Mankiewicz's schwarze Krimikomödie "Venedig sehen - und sterben" (1965) verarbeiteten diesen Charme filmisch. Und als ein englisches Künstlerpaar vor dem Tod ihres Kindes in die Lagunenstadt floh, glaubte der Vater in den dunklen Gassen sein Kind in einem roten Mantel wahrzunehmen. Das Trugbild führte ihn schließlich in den Tod - auf schwarzen Booten. Das Thema verarbeitete Nicolas Roegs in dem Thriller "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973).
Doch ausgerechnet in den tristen Wintermonaten wartet Venedig mit einem lebenslustigen, bunten Fest auf: Der berühmte Karneval geht zurück auf das Jahr 1094, den Zeitpunkt seiner Ersterwähnung. Zehn Tage vor Beginn der Fastenzeit steigen am Sonntag in der Mittagsstunde vom Markusplatz bunte Ballons in die Lüfte. Tatsächlich geht der Begriff Karneval denn auch auf das lateinische "carne vale", also sinngemäß - "Fleisch lebe wohl", zurück. Auf Schaubühnen im Stadtgebiet werden Konzerte gegeben und phantasievolle Verkleidungen prämiert, in prachtvoll geschmückten Gondeln gleiten Umzüge über das Wasser der Kanäle. Das klassische Kostüm ist ein Dreispitz über einem schwarzen Mantel, dazu verbirgt eine schwarz-weiße Maske die obere Gesichtshälfte.

Die internationale Kunstszene brilliert beim Karneval von Venedig in den Theatern und Palästen, auf einem Floß vor dem Markusplatz wird Geschichte lebendig gemacht. Nach Tagen wilder Feiern beendet traditionell am Faschingsdienstag ein gewaltiges Feuerwerk die Zeit der Narretei. Nun kann der Frühling beginnen und mit ihm die Zeit ungebremster Lebensfreude.

Wort: Uwe Schieferdecker / Bild: Torsten Reineck


Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig

Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig

Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig

Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig

Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig

Impressionen - Venedig zu jeder Jahreszeit

Impressionen - Venedig