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Der 230 Meter breite Gulfoss-Wasserfall ist einer der schönsten auf Island

Der 230 Meter breite Gulfoss-Wasserfall ist einer der schönsten auf Island

Sehnsuchtsziel Island

Spielball der Urgewalten
Eine Fotoreportage von Kerstin Schüler und Uwe Schieferdecker


Island, die zweitgrößte Insel Europas, liegt im äußersten Nordwesten des Kontinents im kühlen Nordatlantik. Die Landmasse ist geologisch jung und sitzt zwischen der amerikanischen und der eurasischen Platte direkt auf dem mittelatlantischen Rücken. Zwischen den auseinanderstrebenden Kontinentalplatten dringt permanent geschmolzenes Gesteinsmaterial an die Erdoberfläche. Geysire und glühende Magma als Zeichen des Vulkanismus gehören so zu den Touristenattraktionen der größten Vulkaninsel der Erde. Im Kontrast zur Hitze im Untergrund stehen unweit des nördlichen Polarkreises zahlreiche Gletscher. Der Vatnajökull fasst die größte Eismasse in Europa. Angesichts der geologischen Aktivitäten ist das Landschaftsbild ausgesprochen wild - was sich auch in den spektakulären Wasserfällen zeigt.
Die Besiedlung Islands begann erst im 9. Jahrhundert. Von den 360.000 Bewohnern, etwa die Einwohnerzahl von Berlin-Neukölln, leben heute zwei Drittel im Raum der Hauptstadt Reykjavik. Dort beginnen die meisten Touren durch die rund 100.000 Quadratkilometer Insel. Die Stadt ähnelt der Landschaft: Auf dem ersten Blick spröde und karg, offenbart sie bei näherem Hinschauen ihre Reize. Wahllos scheinen die Häuserblöcke über die Lavaebene verstreut. Ihre wilden bunten Farben wärmen das Herz vor allem in den kurzen Wintertagen. In der Austurstræti (Oststraße) bieten die glitzernden Auslagen der Luxusboutiquen den neuesten Schick dieser Welt. Die Gastronomie lockt mit bodenständigen Zutaten wie Fisch, Lamm, wilden Kräutern, Beeren oder Moos. So serviert in Islands kleinstem Restaurant, "Sumac und Öx", im Herzen von Reykjavik. Nur elf Plätze zählt der Gourmettempel, mitsamt einer Empfehlung im Guide Michelin.

Blick Richtung Erdinneres unweit von Strokkur

Blick Richtung Erdinneres unweit von Strokkur

Der Leuchtturm von Stafnes - der perfekte Ort für ein ruhiges Picknick

Der Leuchtturm von Stafnes - der perfekte Ort für ein ruhiges Picknick

Der Strokkur-Geysir spuckt aller 9 Minuten

Der Strokkur-Geysir spuckt aller 9 Minuten


In der Finanzkrise von 2008 kollabierten die drei größten Geschäftsbanken des Landes ebenso wie die isländische Krone. Glück im Unglück: Das bisherige Luxusziel Island wurde über Nacht für "normale" Reisende erreichbar. Zwischen 2010 und 2018 verfünffachte sich die Touristenzahl. Überraschend für die relativ kleine Hauptstadt ist ihr Nachtleben. Es konzentriert sich auf wenige Straßenzüge rings um die Einkaufsstraßen. Trotz Modebewusstsein gibt es keinen Dresscode, kaum Schlangen, ja nicht einmal Eintritt ist zu zahlen. Die Kneipen sind voll, und zu später Stunde - am Wochenende geht es bis fünf Uhr morgens - wird bei echter Geselligkeit schon mal auf Tischen und Stühlen getanzt. Beim Bar-Hopping triffst Du auf verschiedenste Leute und Musikstile. Kontrolliert wird höchstens das Alter: Der Alkoholausschank beginnt in Island ab 20 Jahren. Beliebte Bars sind etwa das "Dillon", der "Club Kiki" oder die "Hverfisbarinn".
Natürlich bietet Reykjavik auch eine Reihe von Sehenswürdigkeiten: Das vielleicht bekannteste Fotomotiv ist die 1986 vollendete Hallgrímskirkja. Der protestantische Sakralbau ähnelt einem in Stein gegossenen Space Shuttle. Architekt Gudjón Samúelsson wollte mittelalterliche Bauformen in die Neuzeit retten. Die sommerlichen Orgelkonzerte "Summer Nights at the Organ" solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen. Auf dem ersten Blick eine Kirche, bietet die Nationale Kunstgalerie am Ufer des Tjörnin-Sees isländische Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts ebenso wie Werke von Pablo Picasso oder Edvard Munch.

Der Vulkan mit dem Spitznamen Nar brach im März 2021 erstmals aus

Der Vulkan mit dem Spitznamen Nar brach im März 2021 erstmals aus

Ein schmaler Trail führt hinter den Wasserfall Seljalandfoss

Ein schmaler Trail führt hinter den Wasserfall Seljalandfoss

Gletscher Solheimajökull, das Eis geschwärzt von Asche

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Zum angenehmen Leben in der kleinen Hauptstadt gehören zweifellos die vielen zahlreichen Wellnessangebote. Der Sage nach nahm auch Kriegsgott Thor ein heißes Bad, bevor er in den Kampf zog. In vergangenen Jahrhunderten trafen sich die wenigen Bewohner in den Bädern, um sich über Klatsch und Politik auszutauschen. Mit der Kleidung wurden auch die Hierarchien abgelegt: "Im Wasser sind alle gleich!" Der heutige Gegner heißt vor allem Stress. Dem mineralreichen Wasser wird heilende Wirkung zugeschrieben, Beautyprodukte sorgen für Schönheit.
Kein Tourist lässt sich die Golden Circle Tour durch den Inselsüden entgehen. Am Wege liegt das Freilichtmuseum Árbæjarsafn mit Torfhäusern um eine Farm aus dem 15. Jahrhundert. Hier wird das Leben der Vergangenheit nachgestellt, Kinder begeistern sich an der Spielzeugausstellung oder dem Souvenirshop mit zahllosen Süßigkeiten. Nächste Station ist die Gewächshausstadt Hveragerdi. Die Treibhäuser werden im besten ökologischen Sinne geothermisch geheizt. Das Gewächshaus Eden begeistert unweit des Polarkreises mit kunterbunten Beeten, hier könnt Ihr sogar bei mediterranen Temperaturen Kaffee und Kuchen genießen. Zur Ernte in Hveragerdi gehören neben Gurken und Tomaten auch Bananen und Rosen.

Östliches Ufer des Hvalfjördur an der Straße 47, ein wunderbarer Ort der Stille

Östliches Ufer des Hvalfjördur an der Straße 47, ein wunderbarer Ort der Stille

Thingvellir-Kirche im gleichnamigen Nationalpark

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Von Mythen umrankter Drangurinn Rock

Von Mythen umrankter Drangurinn Rock


Dramatische Kultur und spannende Geschichte vereinen sich in Thingvellir, schon 1928 zum Nationalpark erklärt. In alter Zeit trafen sich an der schroff abfallenden Allmännerbucht die Häuptlinge für das Althing, die gesetzgebende Versammlung. Hier wurde im Jahr 1000 die Bekehrung zum Christentum beschlossen. Damals entstand im Tal eine Kapelle. Die Glocke schenkte der norwegische König Olav den Isländern im Jahr 1018. Verkündet wurden die Verordnungen passenderweise vom Gesetzesfelsen, von dem aus sich der Blick bis zum größten Natursee Islands, dem Thingvallavat reicht.
Ein Highlight der Rundfahrt ist der Strokkur-Geysir, der etwa alle neun Minuten eine rund 30 Meter hohe Fontäne auswirft. Die Parkplätze sind hier voller Busse, und die Eruptionen werden gern von Jubelrufen der Touris begleitet. Nur selten rührt sich hingegen der wenige Schritte entfernte Stóri, der "Große Geysir". Abschließender Höhepunkt der Golden Circle Tour im Süden Islands ist der donnernde Wasserfall des Gullfoss. Die feine Gischt spiegelt sich in der Nachmittagssonne und gab der Wasserkaskade den Namen. Als das Gelände in den Siebzigern einem Wasserkraftwerk weichen sollte, weigerte sich die wackere Bäuerin Sigridur Tomasdóttir. Sie ließ sich weder von horrenden Geboten noch einer drohenden Zwangsenteignung beirren: Im März 1979 wurde der Gullfoss unter Naturschutz gestellt: Das einmalige Naturspektakel bleibt uns und nachfolgenden Generationen erhalten.

Wort: Uwe Schieferdecker / Bild: Kerstin Schüler, Ursula Reineck


Walbeobachtung gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen - und man sieht sie wirklich!

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Wollgras, eine Pflanze aus der Steinzeit, die hier überlebt hat

Wollgras, eine Pflanze aus der Steinzeit, die hier überlebt hat